Jan 7, 2010

Marilyn Manson- Unique concert en Suisse~ Arena Genève, 23. Juni 2009 (Marilyn Manson)

Manson eröffnete sein Konzert mit “Four Rusted Horses”. Dabei wirkte er so unsicher wie noch nie. Den Refrain :”everyone will come to my funeral just to make shure that I stayed dead” brüllte er in die Menge, wütend, taumelnd. Er schleppte sich an den Rand der Bühne, hockte sich nieder. Manson war stoned. High. Tot.

Weiter ging es mit “Pretty As A ($)”. Dabei riss er sich den Mantel vom Leib. Am Ende verdunkelte sich die Bühne, die Crew setzte ihm eine Sauerstoffmaske an. Manson warf sein Mikrofon weg, liess es aufheben und sich wieder bringen.

“Coma White”. Zum ersten Mal schien es, er sei wirklich anwesend. Sein Gang schien sicherer. Am Ende attackierte er besessen mit dem Mikrofonständer einen Lautsprecher.

Nach jedem Lied folgte das selbe Ritual: Das weggeworfene Mikrofon wurde aufgehoben, ihm gebracht. Der Mikrofonständer, welchen er bei jedem(!) Lied sofort wieder wütend hinter sich schmiss, wurde auf die markierte Stelle platziert. Manson wurde frischer Sauerstoff über eine Maske zugeführt und eine hohe Anzahl von Menschen war damit beschäftigt ihn neu einzukleiden. Dabei hörte man ihn manchmal genervt aufstöhne. Meist riss er sich die Kostüme sofort wieder vom Leib.

Bei “The dope Show” war sich Manson wohl der Ironie bewusst und hatte sichtbar Spass. Zuvor wurde die Bühne in ein Filmset verwandelt, fortan wurde eine Reihe von Liedern “inszeniert” und mit der Klappe angekündigt. Meistens hing Manson apathisch an einem der gigantischen Scheinwerfer, als hätte er eine Liaison mit dem selbigen.

Pause, “Fuck Frankie” (eine Hasstirade auf einem Schlagzeuger der Band, welcher sich bei einem Konzert mal derart mit Kokain zudröhnte, dass er trunken an der Bühnendeko Feuer fing.) wurde als eine Tonspur zu einem Pornofilm präsentiert. Manson wurde in einen Kubus aus Plastikfolie eingesperrt. Glitter fiel vom Himmel. In dem Kubus hingen lange Neonröhren. Omega war nun auf der Bühne. Hier wurde mir Mansons Zitat aus einem Interview bewusst, welches er zur Veröffentlichung zu “Mechanical Animals” gab: Als Adam betrat ich die Bühne, zu Marilyn Manson wurde ich und verlassen werde ich sie als Omega, ganz sicher.”; damals lachte er.

Omega, das ist die Personifizierung von Mansons Tod, das Ende der Christlichen Welt und ein Exempel für einen gefallenen Star. Genau das, und nichts anderes war dort auf der Bühne.

Mühsam befreite er sich aus der Folie und poste obszön vor einem Scheinwerfer.

“Arma-goddamn-motherfuckin-geddon” folgte, dabei kniete jemand vor ihm und hielt ihm eine Ansamlung von Blättern bereit. Manson warf sie gelangweilt von Dannen. Auf dem Papier waren Zeichen aus der Alchemie und deuteten einen Zusammenhang mit “Holy Wood” an.

Bei “WoW” wirkte er gefasster und forderte das Publikum auf, ihn mit Wow- Rufen zu unterstützen. Das Lied verkörpert den Hass, welchen er auf Dita von Teese hat. Den Hass, dass sie seine Kunst verhindern wollte, seine Scheidung, das kurze Glück mit Rachel Wood und auch hier wieder das Scheitern. Eben das, was Manson gebrochen hat.

Manson und Twiggy Ramirez tauschten Gitarre und Mikrofon. Manson drosch auf die Saiten ein, “Sweet Dreams“ wurde eingeleitet.

Danach folgte “Rock’n’Roll Nigger”, eine der wohl stärkeren Lieder an diesem Abend. Manson forderte immer wieder das Publikum auf. Einmal sollten sie ihn beschimpfen. Er warf sein Mikrofon diesmal in hohem Bogen über die Bühne, so dass es irgendwo im Nichts verschwand. Er verliess eilig die Bühne, es wurde Stockdunkel.

Nach kurzer Pause trat er in den einzigen Lichtkegel. Sein Mikrofon war nun jenes aus der “Eat me, Drink me” Ära, ein wuchtiges Fleischermesser.
Er begann die ersten Zeilen von “If I was your Vampire” zu singen. Ich bekam Gänsehaut, nicht nur einer der wenigen Augenblicke wo er wirklich überzeugen konnte, sondern der letzte Beweis dafür, dass er eigentlich nur noch zu seinen Liedern Bezug hat, welche ausschließlich von Dita oder Rachel handeln. Je weiter das Lied fortschritt um so mehr merkte man, dass er um seine Fassung rang. Er wand sich auf den Boden und stach sich immer wieder mit dem Messer in den Bauch. Als das Lied längst vorbei war, hörte er aber nicht auf, ein (für mich) erschreckender Schrei von ihm verklang fast unter dem Applaus. Das Licht ging aus. Er stach weiter. Die Bühnenarbeiter zerrten ihn ins Dunkel, man konnte erkennen, dass sie ihm wieder an die Sauerstoffmaske brachten.

Pause. Nicht nur ich war entsetzt. Die Leute schauten sich äusserst verdutzt an. Spätestens jetzt hatte jeder bemerkt was mit Manson geschehen war. Das Publikum war im übrigen stark gemischt, vorwiegend aber bestand es aus mindestens 30 Jährigen. Ich habe fast den Alterschnitt etwas gedrückt. Insgesamt waren die Menschen aber immer höflich, halfen sich gegenseitig, also das komplette Gegenteil zu dem Publikum von Dir en grey in Zürich letzte Woche.

Das Dunkel wurde durchbrochen, ein Lichtschein erfasste sorgsam jeden Abschnitt der Tribüne sowie den Teil vor der Bühne. Wer Marilyn Manson schon mal life erlebte, weiss was jetzt kommt: “The Beautifull People”. Spätestens die “Satanischen Botschaft” (einem Sample aus einem Black Sabbath Lied, welches Religionslehrer in Amerika als die Botschaft des Teufels “enttarnten”), verriet das nun letzte Lied. Manson rief “Are you my beautiful people? I’ll show you how to be the beautiful people!”. Eine perfekter Auftritt, Manson agiert plötzlich wie sonst auch, sein Gang, sein Gesang alles hatte plötzlich eine andere Attitüde. Nachdem der Rest der Band traditionell die Bühnenausstattung zertrümmert hatte, verlies dieser die Bühne.

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